Literatur zur Sicherheitspolitik
An dieser Stelle finden Sie neben Informationen zu Neuerscheinungen von Büchern zur Sicherheitspolitik auch
Grundlagendokumente und Berichte zur Sicherheitspolitik
Sekundärliteratur zur Sicherheitspolitik
Sicherheitspolitische Zeitschriften
Neuerscheinungen:
Chinas Machtanspruch auf Taiwan
Rezension von Peter E. Uhde.
Die Meerenge zwischen der Volksrepublik China (VR China) und der Republik China auf Taiwan hat eine Ausdehnung von 130 bis 180 km. Die Insel Taiwan liegt gegenüber der chinesischen Festlandprovinz Fujian. Die Taiwanstraße verbindet das Ostchinesische Meer mit dem Südchinesischen Meer.
Das geopolitische Interesse der Europäischen Union und auch Deutschlands an der Region im Südpazifik ist in den letzten Jahren gewachsen. Im September titelten die Medien „Deutsche Fregatte vor Taiwan“. Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marcus Faber, sagte dazu: „Jedes Schiff darf nach internationalem Recht die Taiwanstraße passieren. Freie Handelswege sind weltweit für unseren Wohlstand sehr wichtig.“ Mit der Durchfahrt zeige Berlin den "Wertepartnern in der Region wie Taiwan, Südkorea und Japan, dass sie sich auf Deutschland verlassen können". Begleitet wurde die Fregatte "Baden-Württemberg" vom Versorgungsschiff "Frankfurt am Main". Was Faber nicht erwähnte, ist der Konflikt zwischen der VR China und dem Inselstaat.
Das tut Stephan Thome in seinem gerade erschienenen Buch „Schmale Gewässer, gefährliche Strömung“ - „Über den Konflikt in der Taiwanstraße“ ausführlich. Der Autor Weiter
Stephan Thome: Schmale Gewässer, gefährliche Strömung; Über den Konflikt in der Taiwanstraße. Suhrkamp Verlag, Berlin 2024, 367 Seiten, ISBN 978-3-518-43204-4 , 25,-- Euro
Gelungenes Plädoyer für eine Militärwissenschaft
Rezension von Friedrich K. Jeschonnek, Oberst a.D., Dipl.-Betriebsw.
In dem Buch von Wolfgang Peischl, wird das Modell einer eigenständigen Militärwissenschaft als staatliche Institution beschrieben. Dabei geht der Autor davon aus, dass Militärwissenschaft eigentlich seit der Antike in unterschiedlichen Ausprägungen bereits besteht und keines Nachweises einer Berechtigung bedarf.
Die Zielsetzung der Studie liegt deshalb in der Ableitung einer institutionellen bzw. institutionalisierten Militärwissenschaft für ein gesichertes langfristiges Überleben eines Staates und seiner Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund wird ein heutiger und zukünftiger Nutzen einer Militärwissenschaft umfänglich und aus unterschiedlichsten Perspektiven begründet. Der sich daraus ergebende „kernfachbasierte“ und institutionelle Charakter sowie dessen Notwendigkeit werden ausführlich erklärt.
Wie diese Militärwissenschaft eigenständig in das System der Wissenschaften integriert werden muss, wird als akademische Voraussetzung postuliert. Weiter
Wolfgang Peischl, Militärwissenschaft – eine Modellbildung, Nutzen, alleinstellende Leistung, Funktionsprinzipien und Struktur einer kernfachbasiserten Militärwissenschaft, Carola Hartmann Miles-Verlag, Berlin 2023, ISBN: 978–3–96776–058–3; 336 Seiten, einige Skizzen /Tabellen im Text, Anmerkungen zu Quellen/Literatur, Euro 34,80.
Generalisten für Operative Planung und Führung - Erfolge und Rückschläge aber auch Niederlagen
Rezension von Peter E. Uhde
Die Portraits militärischer Führer beginnen mit dem phönizischen Feldherrn Hannibal Barkas und enden beim US-amerikanischen General Norman Schwarzkopf. Militärisch könnte man sagen, Barkas bildet die Vor- und Schwarzkopf die Nachhut. In der Marschkolonne finden wir weitere Soldaten, die Peter Forster in seinem Buch: Feldherren – Temperamente, Taten, Triumphe - aufgenommen hat. Es sind die Biografien von Gaius Julius Caesar, Bonaparte Napoleon, Joseph Joffre, Henri Guisan, Chester W. Nimitz, Erwin Rommel, Bernard Montgomery, Josip Broz Tito, George S. Patton, Georgi Konstantinowitsch Schukow und Arik Sharon. Dieser scheint es ihm besonders angetan zu haben. Er der Einzige, der mit Vornamen im Inhaltsverzeichnis aufgeführt ist. Eingerahmt sind die Protagonisten „die – jeder auf seine Art – am grossen Rad der Geschichte drehten“ zwischen Prolog und Epilog. Das Buch beschreibt nicht nur den jeweiligen Soldaten in seiner Führungsfunktion, sondern ordnet ihn in den historischen Kontext der jeweiligen politischen Epoche ein, in der er seinem Vaterland gedient hatte. Hierzu ein Zitat von Carl von Clausewitz: „Der Krieg ist nichts als eine Fortsetzung des politischen Verkehrs mit Einmischung anderer Mittel“, das Forster aufnimmt.
Der völkerrechtwidrige Angriff Russlands auf die Ukraine (24. Februar 2022) und der Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel (7. Oktober 2023) haben das Militär verstärkt in den Brennpunkt öffentlichen Interesses gerückt. Frieden ist kein Dauerzustand, er ist seit der Menschheitsgeschichte transitorisch, d.h. vorübergehend. „Frieden war nie ein Naturgesetz“, so kurz und knapp der Autor. Damit sind wir bei einer durchgehenden Eigenschaft des Buches. Peter Forster, Publizist und Oberst in der Schweiz Milizarmee, formuliert seine Texte klar und deutlich. „Der Zerfall alles Soldatischen beginnt mit dem Wortschatz: Weisswäscher haben wir auch in Bern, Berlin und Wien genug. Propaganda ist Propaganda.“ Weiter
Dr. Peter Forster: Feldherren, Temperamente, Taten, Triumphe; Verlag Swiss Edition GmbH, 2023, 216 S., Fotos und Karten, Kartonierter Einband, ISBN: 978-3-9525806-0-8, 28,80 CHF
Zwangsmaßnahmen der internationalen Politik. Sie treffen nicht immer die schuldigen Akteure
Rezension von Peter E. Uhde
Seit dem Angriffskrieg Russlands am 24. Februar 2022 gegen die Ukraine sind Sanktionen verstärkt in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Im Völkerecht werden darunter politische oder wirtschaftliche Zwangsmaßnahmen, verstanden, mit deren Hilfe Regierungen zum Einhalten vereinbarter Normen bewegt werden sollen. Sanktionen sind im Prinzip nichts Neues. Sie spielten aber vorher in der Öffentlichkeit nur eine Nebenrolle, in Fachkreisen sah das durchaus anders aus.
Dem Autor, der seit Jahren zu „Bestrafungen für ein unerwünschtes Verhalten“ forscht, ist es zu verdanken, dass er „zentrale Erkenntnisse der sozialwissenschaftlichen und insbesondere politikwissenschaftlichen Sanktionsforschung“ verständlich und gut lesbar zusammengefasst hat.
Für ihn befinden wir uns im Zeitalter der Sanktionen. Sie sind umstritten und doch allgegenwärtig. Über 70 Länder stehen unter Sanktionen und etwa 200 verschiedene Programme sind in Kraft. Nach UN-Schätzungen leben ein Drittel der Menschen in sanktionierten Staaten. Inzwischen sind sie ein Mittel des Großmachtkonflikts zwischen USA und China. Seit dem Russlandkrieg ist die Europäische Union ebenfalls aktiver Nutzer von Sanktionen. Die Unterbrechung von Handels- und Finanzströmen sind dabei die Schwerpunkte. Weiter
Christian von Soest: Sanktionen. Mächtige Waffe oder hilfloses Manöver? Frankfurter Allgemeine Buch, 2023, 240 S. Hardcover, Euro 24,00, ISBN 978-3-96251-165-4.
Mehr Sicherheit für Deutschland
Rezension von Friedrich K Jeschonnek
Der russische Versuch 2022, die Ukraine durch einen Angriffskrieg als souveränen Staat zu eliminieren, hat erhebliche Auswirkungen auf die Sicherheitspolitik der Bundesrepublik Deutschland gezeigt. Mit der Zeitenwende durch Eintreten in eine neue Weltunordnung ist Deutschland gefordert, seine Bündnisverpflichtungen zu erfüllen und Defizite an militärischen Fähigkeiten so schnell wie möglich abzubauen. Daran wird aktuell parlamentarisch, ressortübergreifend und im BMVg vorrangig gearbeitet. Dabei tritt ein anderer Aspekt, nämlich der von Abrüstung und Rüstungskontrolle offensichtlich zurück. Jahrzehnte lang war die Bundesrepublik Deutschland Impulsgeber in der internationalen Rüstungskontrollpolitik. Was wird nun daraus?
Der russische Versuch 2022, die Ukraine durch einen Angriffskrieg als souveränen Staat zu eliminieren, hat erhebliche Auswirkungen auf die Sicherheitspolitik der Bundesrepublik Deutschland gezeigt. Mit der Zeitenwende durch Eintreten ... Weiter
Ernst-Christoph Meier: Mehr Sicherheit für Deutschland – Abrüstung und Rüstungskontrolle nach der Zeitenwende, Mittler – Koehler, Tamm-Media Hamburg 2024, ISBN: 978-3-8132-1132-0, 205 Seiten, Anmerkungen mit Literatur- und Quellenhinweisen, Euro 19,95.
Ein weltumspannendes Geschichtswerk - Von der Machergreifung bis zur Gründung der Vereinten Nationen
Rezension von Peter E. Uhde
Mehr als 220 Farbkarten unterschiedlicher Größe, zahlreichen Fotos, Statistiken, Skizzen mit Texten, Erklärungen und Legenden sind auf 400 Seiten des ATLAS des Zweiten Weltkrieges zu finden.
Am 1. September 1939 marschierte die deutsche Wehrmacht in Polen ein. Vorausgegangen war die japanische Invasion in China (1933) und die italienische in Abessinien (1936). Nach dem Überfall Japans auf den US-Flottenstützpunkt Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 und der darauffolgenden Kriegserklärung an Japan, war es der Krieg des Jahrhunderts.
Der Geschichtsband enthält alle bedeutenden Schlachten und Ereignisse auf den Kriegsschauplätzen der Welt. Ausführliche Texte erklären die Abläufe auf den Karten, beginnend mit dem Kriegsschauplatz in Polen und endet mit dem Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki. Mit der Kapitulation der Wehrmacht am 8./9. Mai 1945 schwiegen die Waffen in Europa. Das Kaiserreich Japan kapitulierte ... Weiter
ATLAS DES ZWEITEN WELTKRIEGES. Alexander Swanston/Malcolm Swanston, Motorbuch Verlag, Spezialausgabe 2023, Format 24,5/19 cm H/B, 24,90 €, ISBN: 978-3-6123-04607-8
Die imperialistische Machtpolitik ist zurück
Rezension von Peter E. Uhde
Sind der Überfall Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022 und die Massaker der Hamas gegen Israelis am 7. Oktober 2023 Vorboten weiterer militärischer Auseinandersetzungen? „Kommt bald der noch größere Krieg“, fragen die beiden Autoren Braml und Burrows in: „Die Traumwandler. Wie China und die USA in einen neuen Weltkrieg schlittern.“ Bei dieser Frage geht es um eine mögliche Auseinandersetzung zwischen den Großmächten China und USA. Der mögliche Grund eines Krieges wäre die Republik China, besser bekannt als Taiwan. Wie kann der gewaltsame Anspruch Chinas auf die Insel Taiwan verhindert werden? Schutzmacht sind die USA. Ein Krieg um Taiwan wäre der dritte Weltkrieg. Mit ihrem Werk „Die Traumwandler“ wollen die beiden Kenner der amerikanischen Verhältnisse aufzeigen, wie die politischen Führungen dieser Welt nicht traumwandlerisch in eine Katastrophe schlittern. Im Prinzip geht es dann aber nur, wie der Untertitel aussagt, um die Führung der USA und China. Die Autoren widmen es etwas pathetisch „Den Friedensstiftern dieser Welt“, wen auch immer sie damit meinen. Aus den Erfahrungen der Geschichte zu lernen, keine „Schlafwandler“ zu sein, darauf verweisen sie immer wieder.
Beginnend mit einem Prolog folgt eine Einführung in die Risiken des „Traumwandelns“. Die Augen dürfen nicht vor den politischen Realitäten verschlossen werden. Machtpolitik ist in das Tagesgeschehen zurückgekehrt. Die erhoffte Friedensdividende durch „Wandel durch Handel“ ist nicht ausgeschüttet worden. Die COVID-19-Krise hat die Rivalität zwischen den Vereinigten und China verschärft. .... Weiter
Josef Braml und Mathew Burrows: Die Traumwandler. Wie China und die USA in einen neuen Weltkrieg schlittern. C.H.Beck, München 2023, ISBN: 978340680190, 18,00 Euro.
Wie durch Propaganda manipuliert werden soll
Rezension von Peter E. Uhde
„Eine unabhängige Bestätigung dieser Meldung…“ oder ähnliche Formulierungen sind in Nachrichtensendungen, seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022, immer häufiger zu hören. „Das erste Opfer im Krieg ist die Wahrheit“, diese Aussage kennt jeder. „Die Schlacht der Lügen“ nennt der Amerikaner John R. MacArthur sein Buch über den Golfkrieg. „Aber wahr muss es sein. Information als Waffe“, „Krieg der Worte-Macht der Bilder. Manipulation oder Wahrheit im Kosovo-Konflikt“, oder „Die Waffe die auf die Seele zielt“ sind andere Buchtitel. „Bilder die lügen“ hieß eine Ausstellung im Haus der Geschichte Ende 1998/Anfang 1999. Und von „Marschall Vorwärts“, Gebhard Leberecht von Blücher (1742-1810), stammt: „Schreiben Sie man immer, gegen wen es auch sei. Ich nehme alles uf mir, aber das sag ich Sie: wahr muß es sind!“.
Für uns Medienkonsumenten und demokratische Bürger ist es schon in Friedenszeiten nicht leicht den Wahrheitsgehalt aus der täglichen Informationsflut herauszufiltern. Seit dem 24. Februar 2022, dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, sind wir Beteiligte im Informationskrieg beider Seiten. Anlass für den Autor Christian Hardinghaus sich mit Kriegspropaganda und Medienmanipulation zu befasse. Wir sollten uns nicht täuschen lassen, rät er. Schauen wir auf die Struktur seines Buches und prüfen ob wir aus seinem Rat etwas lernen können. Weiter
Christian Hardinghaus: Kriegspropaganda und Medienmanipulation. Was Sie wissen sollten, um sich nicht täuschen zu lassen, Europa-Verlag, ISBN 973-3-95890-563-4, 24,00 Euro.
Zeitenwende – Eintreten für eine wehrhafte Demokratie
Rezension von Peter E. Uhde
Die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik gibt Interessierten genügend politischen und gesellschaftlichen Lesestoff mit in die Urlaubszeit. Das macht sie mit einer Doppelnummer des Heftes INTERNATIONALE POLITK (Juli/August 2023). Das Magazin für globales Denken hat den Titel: Bitte wenden/Für eine neue Sicht auf den Globalen Süden. Hinzu kommen zwei Spezialausgaben die sich folgenden Themen widmen: Reden mit der Politik/Wie Deutschland die Zeitenwende diskutiert (Nr. 3/2023) und Demokratien unter Druck/Wie Autokraten und Populisten die freie Welt bedrohen (Nr. 4/2023). Zusammen ergeben die drei Hefte mit ihren 260 Seiten einen prall gefüllten Themenmix. Schauen wir hinein und beginnen mit dem Magazin.
In Bitte wenden geht es schwerpunktmäßig um das Verhältnis zum Globalen Süden. In dieser geographischen Region leben etwa 85 Prozent der Weltbevölkerung, die aber nur 39 Prozent des Welt-Bruttoinlandsprodukts erwirtschaften. Wie genau der geografische Raum, der als Globaler Süden bezeichnet wird, zu definieren ist, kann auch der Chefredakteur in seinem Editorial nur allgemein anreißen. Im Formulierungszweifel wird auf „der sogenannte“ Globale Süden“ ausgewichen. Weiter
INTERNATIONALE POLITIK. Das Magazin für globales Denken, Ausgabe #4/2023 Juli/August: Bitte wenden - Für eine neue Sicht auf den Globalen Süden.
Special: Reden mit der Republik und Demokratien unter Druck
Sie finden die Titel unter www.internationalepolitik.de
Vom schwierigen Neubeginn über Reformen bis zum „Sondervermögen“
Rezension von Siegfried Lautsch
Der Autor, Professor der Politikwissenschaft, stellt die Entwicklung der Bundeswehr seit ihrer Gründung im Jahre 1955 als Spiegelbild der bundesdeutschen Gesellschaft, als Parlamentsarmee und als Bündnisstreitkräfte dar. Dabei beschreibt er die Entwicklungslinien von ihren Wurzeln bis hin zu den aktuellen Herausforderungen der Zeitenwende.
Das Buch ist in 12 Kapitel gegliedert. Dem Einleitungskapitel über Wandel und Kontinuitäten deutscher Streitkräfte folgen zunächst Abschnitte aus der Militärgeschichte vor 1945. Historische Brüche und Kontinuitäten illustrieren den Aufbau der Bundeswehr als eine Armee in der Demokratie, verbunden mit Innovationen wie „Innere Führung“ und „Staatsbürger in Uniform“. Wirkmuster militärischer Macht werden als Abschreckungsinstrument im Kalten Krieg dabei ebenso einbezogen wie die Rolle der Friedens- und Anti-Atombewegung, der NATO-Doppelbeschluss und die Übernahme der NVA. Weiter
Wilfried von Bredow, Die Bundeswehr. Von der Gründung bis zur Zeitenwende, Bebra Verlag, Berlin 2023, Gebundene Ausgabe, ISBN 978-3-89809-212-8, 240 Seiten, Anhang, 28 Euro.
Mehr Verständnis für Sicherheitspolitik
Rezension von Peter E. Uhde
Bundeskanzler Olaf Scholz hatte am 27. Februar 2022 in seiner Rede im Deutschen Bundestag den Begriff Zeitenwende verwendet. Seither ist dieser aus den Themenfeldern der Sicherheits- und Verteidigungspolitik oder der Landes- und Bündnisverteidigung, nicht mehr wegzudenken. Die Herausgeber von „Zeitenwende in der Sicherheitspolitik – Deutschlands Weg in eine neue Ordnung“ haben diesen in dem vorliegenden Sammelband auch verwendet. Es gibt in der Ausgabe kaum einen Beitrag, angefangen beim Grußwort des Bundeskanzlers, über das Vorwort der Herausgeber bis hin zu den 19 Beiträgen, in denen Zeitenwende nicht in irgendeinem Zusammenhang vorkommt. Ob es an allen verwendeten Stellen immer angebracht ist, darüber kann man geteilter Meinung sein. Nun zu den Themen, mit denen sich die Autoren befassen.
Der Parteivorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Lars Klingbeil ist mit dem Beitrag aufgenommen worden, den er auf der Tiergartenkonferenz am 21. Juli 2022 gehalten hat. „Friedenspolitik gründet auf eigener Stärke“ oder „Friedenspolitik bedeutet für mich, auch militärische Gewalt als ein legitimes Mittel der Politik zusehen“ ist hier zu lesen. Feststellungen, die bisher so nicht von einem SPD-Vorsitzenden kommuniziert wurden. Seinem Fazit „Das Alte ist nicht mehr, das Neue ist noch nicht“, kann man zustimmen. Weiter
Plädoyer für eine kompetente und resiliente deutsche Sicherheitspolitik
Rezension von Peter E. Uhde
Die Beschäftigung mit Themen der Sicherheitspolitik gehörte nicht zu den Lieblingstätigkeiten politischer Eliten in Deutschland. Auch von der Allgemeinheit der Bundesbürger ist das nicht bekannt. Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine am 24. Februar und dem andauernden Kampfgeschehen auf ukrainischem Boden ist das anders. Beigetragen hat dazu die „Zeitenwende“- Rede von Bundeskanzler Olaf Scholz am Sonntag, dem 27. Februar. In diese Gemengelage hinein ist die 3. Auflage des Sachbuches „Sicherheitspolitik verstehen. Handlungsfelder, Kontroversen und Lösungsansätze“ erschienen. Die beiden Autoren sind anerkannte Fachleute auf dem Gebiet der Sicherheitspolitik. Kersten Lahl, ehemaliger Generalleutnant der Bundeswehr, war nach seiner Dienst 2008 bis 2011 Präsident der Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS) in Berlin. Das ist in Deutschland die höchste ressortübergreifende Bildungsinstitution zur Sicherheitspolitik. Als einer der Vizepräsidenten der Gesellschaft für Sicherheitspolitik e.V. (GSP) ist er ehrenamtlich engagiert. Johannes Varwick ist Politikwissenschaftler, Lehrstuhlinhaber Internationale Beziehungen und europäische Politik an der Universität Halle-Wittenberg. Im Zusammenhang mit dem Krieg ist er ein gesuchter Gesprächspartner in den Medien. Weiter
Lahl, Kersten; Varwick, Johannes: (2022, 3. Aufl.): Sicherheitspolitik verstehen. Handlungsfelder, Kontroversen und Lösungsansätze. Wochenschau Verlag, Frankfurt/Main, ISBN 978-3-7344-1490-9, 18,90 Euro.
Weckruf und Mahnung an Europa
Rezension von Peter E. Uhde
Das transatlantische Verhältnis zu Deutschland und der Europäischen Union (EU) war in den letzten Jahren nicht besonders intensiv und von Freundschaft geprägt. Mit Amtsantritt des US-Präsidenten Joe Biden im Januar 2021 versprachen sich Deutschland und die EU eine deutliche Verbesserung der Beziehungen zur neuen Administration jenseits des Atlantiks. Josef Braml hat sich in seinem neuen Buch: „Die Transatlantische Illusion“ dieser Problematik angenommen. Noch erklärender ist der Untertitel: „Die neue Weltordnung und wie wir uns darin behaupten können“.
Bevor es um den Inhalt geht, ist eine Vorbemerkung angebracht. Das Manuskript war vor dem 24. Februar abgeschlossen. Putins Krieg, der Angriff der russischen Föderation auf die Ukraine und das politische Engagement des amerikanischen Präsidenten konnten daher noch keinen Eingang finden. Ebenso nicht die militärischen Maßnahmen der NATO zur Stärkung der Ostflanke und die Sanktionen der EU gegen den Angreifer. Weiter
Neues Nachschlagewerk zur Sicherheitspolitik
Rezension von Peter E. Uhde
Von A wie Abrüstung und Rüstungskontrolle (S. 9) bis Z wie Zweitschlagfähigkeit (S. 661) sind hunderte Stichworte in der Neuauflage zu finden. Vor neun Jahre war die letzte Ausgabe dieses einzigen sicherheitspolitischen Handbuchs auf dem deutschen Buchmarkt erschienen. Das letzte Jahrzehnt brachte in der nationalen und internationalen Sicherheitspolitik sowie angrenzenden Politikfeldern einigen Wandel mit sich, dadurch haben sich neue Begriffe gebildet. Das kann man am Stichwort Afghanistan (S. 20) ablesen. Der Grundsatzartikel Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (S. 51) wurde überarbeitet und ergänzt. Er schließt mit dem Hinweis auf Unzulänglichkeiten der staatlichen Vorsorge in der Flutkatastrophe 2021.
Die 40 als Grundsatzartikel gekennzeichneten Stichworte sind grau unterlegt. Der Lesbarkeit, vor allem bei Beleuchtung, dient diese drucktechnische Maßnahme nicht. Hyperschallflugkörper (S. 47) wurde neu aufgenommen, ist aber nicht hervorgehoben. Für den im Inhaltsverzeichnis aufgeführten Grundsatzartikel Parlamentsheer und Parlamentsarmee existiert kein Beitrag. Es gibt nur die Stichworte Parlamentsarmee (S. 408) und Parlamentsheer (S. 409). Weiter
Sicherheitspolitische Einblicke aus der Schweiz: stratos
Rezension von Peter E. Uhde
Die Schweizer Armee gibt mit dem Namen stratos eine neue militärwissenschaftlichen Zeitschrift heraus. Zweimal im Jahr soll sie als Printmedium erscheinen. In Deutschland wird man auf der Suche nach einer militärwissenschaftlichen Zeitschrift nicht fündig. Man muss schon nach Österreich schauen, um dort die Österreichische Militärische Zeitschrift (ÖMZ) zu finden. Aber zurück zu „Heer“ oder „Armee“ wie das griechische Wort stratos übersetzt werden kann. Im Editorial des Chefs der Armee an seine „Geschätzte Leserin, geschätzter Leser“ begründet Korpskommandant Thomas Süssli die Neuerscheinung. In ihr werden Beiträge aus den Bereichen Militärwissenschaften, Sicherheit, Sicherheitspolitik, Expertisen und Praxisberichte erscheinen. Stratos soll eine Diskussionsplattform über die Schweizer Armee und auch über die Landesgrenze hinaus werden. „Stallorder“ und Denkverbote wird es nicht geben, die redaktionelle Unabhängigkeit wird gewahrt werden. stratos will der Politik nicht vorgreifen aber neue Ansätze im Vorfeld von Entscheidungen beleuchten. Die globalen Veränderungen treiben aus Sicht des Chefs der Armee vier Kräfte entscheidend an. Weiter
Deutschlands Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik – Eine Einführung
Rezension von Peter E. Uhde
Im Vorwort zur 3. Auflage nennt Sven Bernard Gareis sein Werk „Lehrbuch“. In der 1. Auflage 2005 sprach er noch von „Studienbuch“ für Studierende der Politik- und Sozialwissenschaften. Die geo- und sicherheitspolitischen Veränderungen rund um den Globus in der Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik führen zu einer „völlig überarbeitenden Version“, heißt es jetzt im Vorwort. Gegliedert ist das Buch in drei Teile. A enthält in fünf Kapiteln die Grundlagen der Thematik. B hat sechs Kapitel mit Handlungsfeldern und im Kapitel C Perspektiven, fasst er in einigen Thesen zusammen, was der Politik für die Zukunft geraten wird. Die Kapitel enden jeweils mit Hinweisen auf empfohlene Literatur und Links.
Der Autor beginnt mit der Klärung und systematischen Einordnung der drei Begriffe Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Die Trias dieser Politikfelder wird unterschiedlich definiert. Mit Außenpolitik wird das umfassende Handlungsfeld eines Staates umschrieben. Weiter
Vergleich der Militärelite in West und Ost - Tiefe Einblicke in deutsch-deutsche Militärgeschichte
Rezension von Peter E. Uhde
Den Buchtitel zieren zwei Fotos. Auf dem oberen Bild wird Theodor Blank, Bundesminister für Verteidigung von den Generalleutnanten Adolf Heusinger und Hans Speidel flankiert. Es ist der 12. November 1955, der offizielle Gründungstag der bundesdeutschen Streitkräfte. Beide haben gerade in der Ermekeilkaserne in Bonn ihre Ernennungsurkunde erhalten. Sie tragen keine Kopfbedeckung. Der Grund ist einfach. Die gelieferte Mütze für Heusinger war zu groß, sie rutsche ihm über die Ohren. Nach dem Grundsatz, wenn schon falsch, dann einheitlich, trugen deshalb beide keine. Auf anderen Bildern dieses Tages haben sie die Mütze in der Hand. Das untere Bild zeigt in vorschriftsmäßiger Uniform Generale der Nationalen Volksarmee (NVA) beim Empfang am 1. März 1957 durch Staatspräsident Wilhelm Pieck. Beide Fotos trennt der Buchtitel „Deutsche Generale 1945 – 1990. Profession – Karriere – Herkunft.“
Nach Band 1 der Reihe Deutsch-Deutsche Militärgeschichte mit dem Titel: Dokumente zur deutschen Militärgeschichte 1945 – 1990 von Christoph Nübel, inzwischen in 2. Auflage erschienen, Weiter
Politische Zukunftsanalysen - kritisch betrachtet
Rezension von Peter E. Uhde
In ihrer neusten Publikation Sicher. Und morgen? analysiert die Direktion für Sicherheitspolitik des Bundesministeriums für Landesverteidigung aktuelle und mögliche zukünftige Krisen- und Konflikte. Dabei wird der Blick nicht nur auf Österreich, sondern auf Europa und rund um den Globus gerichtet. Ein Unterfangen, das nicht einfach zu bewältigen ist. Daher zuerst ein paar grundsätzliche Feststellungen, bevor auf Einzelheiten des rund 300 Seiten umfassenden Inhaltes eingegangen wird.
Warum haben „sie“ nicht auf „die“ gehört? fragt Peter Filzmaier. Wer damit gemeint ist, erläutert er. Sie, das sind die Politiker und die, das sind die Wissenschaftler. Wissenschaftliche Politikberatung ist nicht nur in Österreich in der Corona-Pandemie ein kontroverses Diskussionsthemen. In der Einführung des Sammelbandes Sicherheitspolitische Jahresvorschau 2021 vergleicht der Autor, Professor für Politikwissenschaft, Theorie mit Praxis. Eine seiner Feststellungen lautet, dass für Politiker Wählerstimmen und Meinungsumfragen oft einziger Evaluierungsprozess sind. Für Wissenschaftler hingegen ist es üblich, dass ihre Studien ständiger Kritik ausgesetzt sind. Durch Überarbeitung und Korrekturen werden sie und das Wissen ständig verbessert. Weiter
Betrachtungen über Carl von Clausewitz im anderen Deutschland
Rezension von Peter E. Uhde
Literatur und Schrifttum jeglicher Art über Carl von Clausewitz (1. Juli 1780 -16. November 1831) gibt es in unüberschaubarer Menge und in vielen Sprachen. Man sollte glauben, dass hundertneunzig Jahre nach seinem Tod schon alles über den preußischen General geschrieben und gesagt worden ist. Das ist aber nicht so. Dreißig Jahre nach Untergang des sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaates legt Andrée Türpe mit der Arbeit „Der vernachlässigte General? Das Clausewitz-Bild in der DDR“ ein Werk vor, das den Militärtheoretiker aus marxistisch-leninistischer Sicht betrachtet und ihn in die Traditionslinie der Nationalen Volksarmee (NVA) verortet.
Warum das erst dreißig Jahre nach der Wiedervereinigung und der Auflösung der NVA erfolgt, kann man fragen. Die Antwort ist bei Türpe zu finden. Der letzte Stabschef Oberstleutnant a.D. Klaus-Dieter Krug des Ausbildungszentrums 19 der NVA in Burg, das seit dem 1. März 1986 den Traditionsnamen „Carl von Clausewitz“ trug, erklärte: “Insgesamt spielte Clausewitz bei der Truppe keine Rolle. Auch Kriegsliteratur wurde kaum gelesen. Clausewitz fand nicht statt.“ Anders sah es der Ausbildungsoffizier der Hochschule „Wilhelm Pieck“ Weiter
Ein ungeschminkter Zustandsbericht über die Bundeswehr
Rezension von Peter E. Uhde
Das Titelbild des Schutzumschlages zeigt die Rückenansicht eines deutschen Soldaten im Wüstensand. Er schaut in die Ferne wonach hält er Ausschau? Nach einem Feind? Das kann nicht sein, denn als Kopfbedeckung trägt er nur eine Mütze und ein kurzärmeliges T-Shirt. Um eine Antwort zu erhalten, befassen wir uns mit dem Inhalt des Buches „Armee ohne Auftrag“, dann ergibt sich vielleicht eine Erklärung. Sein Untertitel „Die Bundeswehr und die deutsche Sicherheitspolitik“ helfen weiter. Der Autor ist weder Verteidigungspolitiker noch Soldat, sondern Politikwissenschaftler. Mit der Soziologie des Militärs und der Sicherheitspolitik Deutschlands befasst er sich seit seiner Promotion 1969. Im vorliegenden Band nimmt er beides unter die Lupe. Man ahnt nichts Gutes, wenn der Einstieg ins Thema lautet: „In Deutschland ist die Bundeswehr die einzige Großbürokratie mit angeschlossenem eigenem Sicherheitsdienst“. Schaut man ins „Weißbuch 2016 zur Sicherheitspolitik und Zukunft der Bundeswehr“ lautet die regierungsamtliche Bewertung anders. Hier heißt es: „Die Bundeswehr ist ein wesentliches Instrument unserer Sicherheits- und Verteidigungspolitik“. Nach Ansicht des Autors hingegen fehlt es „hierzulande an dem aufgeklärten Bewusstsein vom rechten Gebrauch der Streitkräfte als Instrument der Politik“. Weiter
Vom Volksheer zur Bundeswehr
Rezension von Peter E. Uhde
Erst seit Anfang November 2020 auf dem Markt, ist schon die zweite Auflage des Buches „Deutsche Krieger. Vom Kaiserreich zur Berliner Republik – eine Militärgeschichte“ erschienen. Da muss einiges dran und inhaltlich drin sein, was der Autor Sönke Neitzel, den Lesern anbietet. Seit 2015 hat er den einzigen Lehrstuhl in Deutschland für Militärgeschichte/Kulturgeschichte der Gewalt am Historischen Institut der Universität Potsdam inne. Bei dieser Fächerkombination ist ein komplexer Inhalt, nach der dem Panzergeneral Heinz Guderian zugeschriebenen Redensart: Nicht kleckern, sondern klotzen, zu erwarten.
Wie im Untertitel angegeben, gliedert sich das Werk in sechs Kapitel mit entsprechenden Untertiteln. Diese befassen sich mit dem Militär im Kaiserreich, der Reichswehr in der Weimarer Republik, der Wehrmacht im Dritten Reich, der Bundeswehr in der Bonner Republik und die Nationale Volksarmee in der DDR. Abschließend richtet der Autor den Blick nochmals auf die Bundeswehr von der Wiedervereinigung bis heute. Einleitung und Resümee umrahmen das Ganze. Die im Anhang aufgeführten über 2000 Anmerkungen ergänzen manche Aussagen, Feststellungen und Zitate. Sie erfordern viel Zeit für ergänzendes Lesen. Weiter
Die Corona-Pandemie und kein Ende
Rezension von Peter E. Uhde
Dass zu Ende gehende Jahr wird mit einem Namen in der Geschichte verewigt und der lautet Corona. Die ersten Berichte über den Ausbruch eines unbekannten Virus gab es schon im November 2019 in Hongkong. Die offizielle Information der Volksrepublik China an die Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization/WHO), mit Sitz in Genf, über eine Häufung von Lungenentzündungen in der Stadt Wuhan in der Provinz Hubei, erfolgte erst am 31. Dezember. Dabei wurde noch von einem „nicht bekannten Erreger“ gesprochen. Zwölf Pandemiemonate sind vergangen, die befürchtete zweite Welle hat fast alle Länder erreicht. Die Anzahl der Todesfälle steigt täglich, weltweit sind es am Nikolaustag schon über eineinhalb Millionen Menschen.
Die Coronakrise hat Bürger und Politik unvorbereitet getroffen. In den Medien ging es mit der oder das Virus, Viren, Influenza, Mers und Sars, Epidemie und Pandemie, Virologen und Epidemiologen, Fledermaus und Schuppentier bunt durcheinander, inzwischen hat sich das gelegt. Weiter
Russland und der Westen … Abbau von Blockaden und Vorbehalten
Rezension von Peter E. Uhde
Das Fragezeichen hinter dem Titel: „Russland und der Westen – Ist kooperative Sicherheit möglich?“ lässt die Antwort offen. Die Herausgeber Michael Staack und Gunther Hauser haben diese drei Autoren überlassen. Reiner Schwalb, Brigadegeneral a.D., eröffnet die Trilogie auch mit einer Frage. „Wege aus der Krise?“ Letztlich findet er aber auch keine Lösung für das zerrüttete Verhältnis zu Putins Russland. Solange dieser sich von der Atlantischen Allianz, sprich NATO, umzingelt sieht und ihr aggressive Absichten unterstellt, wird es der westlichen Staatengemeinschaft schwerfallen, wieder in einen Dialog mit Russland zu treten. Schwalb, ehemaliger Verteidigungsattaché in Moskau, meint dass die NATO und die Europäische Union (EU) immer wieder deutlich machen müssen, dass kein „regime change“ gefördert wird. Die Forderung an Russland muss u.a. lauten, seine hybriden Aktionen und politischen Morde einzustellen. Klar ist auch, dass es ohne Russland in Europa keine gesicherte Friedensordnung geben wird. Schwalb beschreibt einige möglich Schritte des Westens, wie das zu erreichen wäre. Weiter
Energie- und geopolitische Akteure im Südkaukasus
Rezension von Peter E. Uhde
Der vereinbarte Waffenstillstand beendet den Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Region Bergkarabach. Die Frage ist nicht von der Hand zu weisen wie lange die Vereinbarung in diesem Dauerkonflikt halten wird. Um die Hintergründe dieses „frozen conflict“ besser zu verstehen, lohnt ein Blick in die Dissertation: „Energie- und geopolitische Akteure im Südkaukasus“ von Andranik Aslanyan. Dieser analysiert in seiner Doktorarbeit den Bergkarabach-Konflikt und zeigt dabei das Spannungsfeld auf, worum es den Beteiligten vorder- und hintergründig geht.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion entsteht im Gebiet zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer ein Machtvakuum, von dem besonders die drei ehemaligen Sozialistischen Sowjetrepubliken (SSR) im Südkaukasus Armenien, Aserbaidschan und Georgien betroffen sind. Ein besonderer Brennpunkt ist der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan um Bergkarabach. 1923 wird Bergkarabach als autonomes Gebiet in die Aserbaidschanische SSR eingegliedert. Etwa 95 Prozent der dort lebenden Bewohner sind aber Armenier, so dass die Grundlage für den sich entwickelten Konflikt schon damals gelegt wird. Weiter
Nordkorea: Sprengsatz auf der geteilten Halbinsel - Der Versuch einer Entschlüsselung des Diktators
Rezension von Peter E. Uhde
In kurzer Abfolge ist ein weiteres Buch über den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un in deutscher Übersetzung erschienen. Beide Verfasser sind amerikanische Autorinnen. Das von der Journalistin der „Washington Post“ Anna Fifield trägt den Titel KIM. Eine Rezension ist auf der Homepage veröffentlicht.
Die neue Ausgabe besteht aus dem Familien- und Vornamen des rätselhaften Führers Kim Jong-un. Hier versucht die CIA-Analystin Jung H. Pak (45) den nunmehr 36jährigen Führer des kommunistischen Landes zu entschlüsseln, schreibt über sein Leben, seine Ziele und seine Politik. Letztlich geht es aber nicht nur um den Mann an der Spitze des kommunistischen Regimes, sondern um das gesamte Herrschaftssystem, dem es gelungen ist, sich seit Jahrzehnten unangefochten an der Macht zu halten. Seit Dezember 2011 steht Kim in dritter Generation an der Spitze Nordkoreas. Kurz bevor Kim III. in die Fußstapfen seines Vaters, Kim Jong-il trat, begann Jung H. Pak, US-amerikanische Historikerin mit koreanischen Wurzeln, bei der Central Intelligence Agency (CIA) ihre Tätigkeit und behielt den „Vater der Nation und Leitstern der Wiedervereinigung des Vaterlands“ fast acht Jahre im Visier ihrer Beobachtung. „Meine Lehrjahre fielen unmittelbar mit dem Aufstieg Kim Jong-uns zusammen“. Sie führt den Leser über den Großvater Kim Il-sung (1912-1994), den Vater Kim Jong-il (1942-2011) bis hin zum Enkel Kim Jong-un (*1984). Um die Entwicklung auf der koreanischen Halbinsel zu verstehen, weiter
Die (Ohn)-Macht der Vereinten Nationen. Friedenssicherung durch Stärkung von Resilienz, Krisen- und Konfliktmanagement
Rezension von Peter E. Uhde
Ersetzt der Leser das lateinische Wort kollektiv mit umfassend im Titel des Buches: „Kollektive Sicherheit 2030“, dann ahnt er, auf was er sich einlässt. Die österreichische Autorin Ursula Werther Pietsch zwingt ihn zu einem Lesemarathon durch Krisen, Konflikte und Kriege der vergangenen 75 Jahre. Dass das Buch im Jubiläumsjahr der Gründung der Vereinten Nationen erschienen ist, ist eine Referenz an die „Weltfriedensorganisation“. Seit der Gründung 1945 bemühen sich die Vereinten Nationen rund um den Globus um Frieden und Sicherheit. Erfolge aber auch Misserfolge von Friedenseinsätzen kennzeichnen das Auf und Ab der Vergangenheit. Seit Gründung am 25. April 1945 in San Francisco und der Annahme der „Charta der Vereinten Nationen“ am 26. Juni 1945 haben sich die geopolitischen Machtverhältnisse grundlegend verändert, diesen geht die Autorin nach.
Sie beginnt mit dem weltpolitischen Lagebild und kommt davon ausgehend zum internationalen Krisen- und Konfliktmanagement (IKKM) der VN. Eingehend erläutert wird das System der kollektiven Sicherheit, die Entwicklung, Reformen und der Blick in die Zukunft bis 2030 gerichtet, wie es im Buchtitel angegeben ist. Sie begibt sich ins visionäre, um mit neuen Impulsen Schlussfolgerungen aus dem Dargelegten zu ziehen. Die Autorin nennt ihr Werk „Handbuch zum Diskutieren“. Dem ist nicht widersprechen. Weiter ...
Skizze eines Machthabers
Rezension von Peter E. Uhde
Der Name KIM prangt in weißen Großbuchstaben auf dem roten Schutzumschlag. Die hingegen in schwarz gezeichnete Kopfsilhouette macht deutlich, um wen es in dem Buch geht. Es ist Kim Jong-un, Nordkoreas Diktator, der „aus der Nähe“ betrachtet wird. Autorin des Buches ist Anna Fifield, eine vielfach ausgezeichnete amerikanische Journalistin. Augenblicklich leitet sie das Büro der „Washington Post“ in Peking. 2004 war sie für die „Financial Times“ als Korrespondentin nach Seoul geschickt worden, um über beide Koreas zu berichten. „Es war der Beginn einer großen Leidenschaft“ schreibt sie, man merkt es dem Buch an.
Es gibt wohl kaum ein Land, das sich in allen Lebensbereichen von der Außenwelt so abschottet wie Nordkorea. Das gilt besonders für seine kommunistische Führungselite, an deren Spitze Kim Jong-un steht. Seit dem Tod seines Vaters Kim Il-sun am 17. Dezember 2011 ist er in dritter Generation uneingeschränkter Führer der Demokratischen Volksrepublik Korea (DVRK). Weiter ...
Chinas Grand Strategy im Wandel
Rezension von Peter E. Uhde
Nicht erst seit der Corona-Pandemie, die ihren Ursprung auf einem Tiermarkt in Wuhan in der Provinz Hubei haben soll, ist die Volksrepublik China (VR China) ein Dauerthema in allen Medien. Die Literatur aller Fachbereiche füllt ganze Regale. Für die chinesische Sicherheits- und Verteidigungspolitik ist das nicht ganz so. Hier schließt ein militärwissenschaftliches Werk mit dem Titel: Chinas Grand Strategy im Wandel, eine Lücke. Herausgegeben von der Landesverteidigungs-akademie der Republik Österreich, gehen die Autoren Peter Buchas, Walter Feichtinger und Doris Vogt der Frage nach, ob die VR China der Politik einer nationalen Grand Strategy folgt und welche Teilstrategien diese beinhaltet. Im Mittelpunkt steht dabei die Sicherheitsstrategie des Landes in Vergangenheit und Zukunft.
Auf zwei bedeutende Ereignisse wird in China besonders hingearbeitet. Zum einen ist es die 100-Jahr-Feier der Kommunistischen Partei Weiter ...
Russlands Transformation unter Putin
Rezension von Peter E. Uhde
Auf dem Titel prangen zwei „grüne Männchen“, einer hat einen Pinsel in der rechten Hand. In roter Farbe springt ins Auge: RUSSLAND. Auferstehung einer Weltmacht? Das Fragezeichen deutet an, dass der Autor Manfred Quiring von einer Auferstehung Russlands zur Großmacht wohl nicht überzeugt ist. Vielleicht will er mit dem Fragezeichen den Leser neugierig machen? Ob dieser nach der Lektüre des rund 275seitigen Inhalts, dazu gehören 352 Anmerkungen, es durch ein Ausrufezeichen ersetzen würde, muss er dann selbst entscheiden.
Manfred Quiring hat mehr als zwei Jahrzehnte als Korrespondent für Printmedien in der ehemaligen Sowjetunion und nach deren Zerfall auch in Russland gearbeitet. Drei seiner Bücher „Putins russische Welt“, „Pulverfass Kaukasus“ und „Der vergessene Völkermord“ befassen sich ebenfalls mit dem Imperium der vergangenen Jahrzehnte. Im Mittelpunkt des neuen Buches steht unangefochten, von allen Seiten betrachtet und die Fäden der Macht ziehend Wladimir Wladimirowitsch Putin. Weiter ...
Bundeswehr beeindruckt Deutschlands Osten. Ein Journalist erlebte die Armee der Einheit.
Rezension von Peter E. Uhde
In sechs Monaten jährt sich die Wiedervereinigung Deutschlands zum dreißigsten Mal. Mit dem Ende der Deutschen Demokratischen Republik ging die Auflösung ihrer Streitkräfte einher. Die Nationale Volksarmee (NVA) hörte auf zu bestehen und war damit Teil gesamtdeutscher Geschichte geworden. Am 3. Oktober 1990 übernahm Verteidigungs-minister Gerhard Stoltenberg die Befehls- und Kommandogewalt auch in den neuen Bundesländern. Hier setzt Autor Peter Heinze mit seinem Buch „Bundeswehr beeindruckt Deutschlands Osten“ an. Der Untertitel „Ein Journalist erlebte die Armee der Einheit“, weist den Weg durch das fast 500 seitige Werk. Heinze, der seinen Wehrdienst in der NVA geleistet hatte, dann Journalist wurde, ist Zeitzeuge der Transformation. Mit seinen Erinnerungen will er das sicherheitspolitische und militärische Geschehen in den Jahren nach der Wende für künftige Generationen „wach“ halten. Weiter ...
Der Nordkorea-Konflikt. Interessenlagen, Konfliktdimensionen, Lösungswege.
Rezension von Peter E. Uhde
In den letzten Monaten ist es um die sicherheitspolitische Lage auf der koreanischen Halbinsel etwas ruhiger geworden. Der am 25. Juni 1950 begonnene und nur durch den Waffenstillstand am 27. Juli 1953 beendete Koreakrieg, hat bis heute zu keinem Friedensvertrag zwischen Nord- und Südkorea geführt. Die Militärpotenziale auf beiden Seiten des 38. Breitengrades erreichen eine Dichte, wie nirgends sonst auf der Welt. Die Bilder mit dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un, dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump oder auch dem Präsidenten der Republik Korea Moon Jae-in gingen um die ganze Welt. Sie versprachen Hoffnung auf eine diplomatische Lösung der Denuklearisierung Nordkoreas. Die seit 2000 praktizierte Sonnenscheinpolitik Südkoreas gegenüber dem Norden und Versuche Trumps haben keine konkreten Ergebnisse gebracht, es herrscht weiter „Waffenstillstand“ Der Blick richtet sich auf andere aktuelle Konfliktregionen in der Welt, von denen es mehr als genug gibt.
Mit dieser sicherheits- und geopolitischen Situation in Nordostasien befassen sich die Autoren des Sammelbandes: Der Nordkorea-Konflikt. In den Beiträgen wird auf die verschiedenen Interessenlagen, die Dimensionen der Spannungen und Krisen, sowie auf Lösungswege eingegangen. Weiter ...
Hinweis auf das WIFIS-Arbeitspapier Nr. 2
Die Entwicklung der Sicherheits- und Verteidigungspolitik Deutschlands. Eine Analyse im Spiegel der strategisch-konzeptionellen Grundlagendokumente 2014 bis 2018. Autoren: Dan Krause und Michael Staack, Hamburg, November 2019.
Rezension von Peter E. Uhde
Was verbirgt sich hinter der Abkürzung WIFIS? Diese Frage soll zuerst beantwortet werden, bevor auf den Inhalt des Arbeitspapieres eingegangen wird. WIFIS steht für Wissenschaftliches Forum für Internationale Sicherheit. Es ist ein eingetragener Verein, gemeinnützig anerkannt. Er bemüht sich, die wissenschaftliche Diskussion auf dem Felde der Sicherheits- und Verteidigungspolitik zu fördern und den Dialog zwischen Wissenschaft und Militär zu intensivieren. Präses ist Professor Dr. Michael Staack, der an der Führungsakademie der Bundeswehr tätig ist und an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr, beide in Hamburg, lehrt.
Der Inhalt des unscheinbaren, 37 Seiten und sieben Seiten Literaturhinweise im DIN A 5 Format erschienenen Arbeitspapieres, hat es in sich. Das ist nicht provokativ gemeint, sondern bezieht sich auf den komprimierten sicherheitspolitischen Inhalt. Wie aus dem Titel zu ersehen ist, beziehen sich die Autoren auf einen Zeitraum von fünf Jahren, wobei Ereignisse des Erscheinungsjahres 2019 teilweise berücksichtigt sind. Weiter ...
Wann war eine Mission erfolgreich oder ein Fehlschlag? Messung von Erfolgen des internationalen Krisen- und Konfliktmanagement
Rezension von Peter E. Uhde
Internationales Krisen- und Konfliktmanagement (IKKM) ist seit Ende des Zweiten Weltkrieges ein politisches Dauerthema. Das Werk: „Erfolg oder Misserfolg von internationalen Interventionen“ handelt davon. Dieser problematischen Fragestellung hat sich das Institut für Friedenssicherung und Konfliktmanagement (IFK) der Landesverteidigungsakademie, Wien, angenommen. Dessen Forschungsergebnisse stellt es mit dieser Publikation der Öffentlichkeit vor. Der Untertitel „Innovative Messmethoden und Fallstudien“ weist auf den Inhalt hin. Im Vorwort erläutert Brigadier Walter Feichtinger, Leiter des IFK, wie mit zwei methodischen Ansätzen, versucht wird, erstens „die Erfolgschancen einer Intervention analytisch darzulegen“ und zweitens, die „Auswirkungen auf die wesentlichen Sicherheitsorganisationen, wie etwa die Vereinten Nationen, den Nordatlantik-Pakt oder die Europäische Union und die teilnehmenden Staaten samt deren Instrumenten - wie z. B. die Streitkräfte“ zu erfassen.“ Die Ergebnisse dieser und noch anderer Fragestellungen haben die Forscher des IKF in das von ihnen erarbeitete Instrumentarium an Fallbeispielen umgesetzt. Zwölf relevante Konfliktszenarien, auf sie wird noch eingegangen, wurden dafür ausgewählt. Die Frage lautet, was in einer Konfliktberuhigung/-lösung und Stärkung des internationalen Friedens als „erfolgreich“ zu bewerten ist. Mit dem Analyse-Tool wird Analytikern und Entscheidungsträgern die Möglichkeit eröffnet, im Rahmen des IKKM, sachkundiger und effizienter tätig zu werden. Weiter ...
Minister contra General – Kießling gegen Wörner
Rezension von Peter E. Uhde
Seit Gründung der Bundeswehr 1955 ist sie an Affären und Skandale gewöhnt. Immer wieder stolperte dabei auch ein Verteidigungsminister und schied mit militärischen Ehren, dem Großen Zapfenstreich, aus dem Amt. Wenn nicht alles täuscht, bahnt sich gerade wieder eine „Berateraffäre“ an, deren Ausgang ungewiss ist. Ursula von der Leyen hat die Hardthöhe, immer noch 1. Amtssitz des Ministeriums, mit dem Großem Zapfenstreich geehrt verlassen und ist nun Präsidentin der Europäischen Union in Brüssel.
Teil der Bundeswehrgeschichte
Die jetzt zu beschreibenden Skandalereignisse passierten in den Jahren 1983/84. Sie suchen ihres gleichen in der Geschichte der Bundeswehr. Dr. Heiner Möllers hat diese in jahrelanger Arbeit recherchiert und sie in einem bemerkenswerten Buch „Die Affäre Kießling. Der größte Skandal der Bundeswehr“ beschrieben. Beide Hauptprotagonisten sind auf dem Titelcover abgebildet. Links mit Schirmmütze der Vier-Sterne-General Dr. Günter Kießling und rechts der kahlhäuptige Bundesminister der Verteidigung Dr. Manfred Wörner. Bevor es um den Inhalt geht, kann eines schon zu Beginn gesagt werden: Hätte Militärhistoriker Möllers sich nicht des Falles angenommen, wäre das Gras der Geschichte, Weiter ...
Deutsch-deutsche Militärgeschichte während des Kalten Krieges
Rezension von Peter E. Uhde
Das Inhaltsverzeichnis des Buches umfasst eine Seite, davon sollte man sich auf den ersten Blick nicht täuschen lassen. Danach folgen nämlich fast tausend Seiten zur deutsch-deutschen Militärgeschichte der Jahre 1945 bis 1990.
Das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) hat sich der Aufarbeitung eines Themas angenommen, das bisher wenig erforscht ist. Literatur über die Bundeswehr und die Nationale Volksarmee gibt es in zahlreichen Fassetten. Der hier gewählte Ansatz von Herausgeber Christoph Nübel ist ein anderer. Er hat sich in Archive begeben und 217 gefundene Dokumente veröffentlicht. Es sind politische und militärische, ehemals geheime oder auch schon einmal veröffentlichte aus beiden deutschen Staaten.
Es beginnt mit Dokument 1: „Deutschland und sein Militär nach der Niederlage.“ Es ist der Auszug eines Vortrages von Wilhelm Pieck vom 11. Dezember 1944 und behandelt „Grundfragen der Propaganda unter den Truppen des Gegners in der nächsten Zeit.“ und endet mit dem Dokument 217: „Resümee der Tätigkeit des Bundeswehrkommando Ost“. Datiert vom 25. Juni 1991 beschreibt es die Lage im Bereich des Bundeswehrkommando Ost. Dieses nur kurz zur Vorstellung. Weiter ...
CALL SIGN CHAOS – Learning to Lead
Rezension von Dr. rer. pol. Heinz Neubauer
‚Trust‘ – Vertrauen – ist die menschliche Eigenschaft, die die 17 Kapitel durchzieht. Gegliedert ist das Buch in drei Abschnitte Direkte (taktische) Führung, Durchführende (operative) Führung und Strategische Führung. - Die rund 250 Seiten umreißen die Erfahrungen, die Jim Mattis in 44 Jahren als Angehöriger der U.S. Marine Corps sammelte, vom Private in der USMC Reserve bis zum Viersterne-General, ehe er von 2017/19 zwei Jahre lang als (ziviler) U.S. amerikanischer Verteidigungsminister diente. Das Buch ist keine Biographie, es ist ein Lehrbuch über Führung, geschrieben in einer Weise, die jeder Staatsbürger, auch außerhalb der Vereinigten Staaten, versteht. Es war fertig, ehe Mattis Verteidigungsminister wurde, es durfte allerdings erst jetzt nach seinem zweiten Zurruhesetzen publiziert werden.
Vertrauen ist das Band, welches den Führer mit den von ihm Geführten verbindet. Das gilt weit über das Militär hinaus, es gilt ebenso für Manager und Staatsmänner, für alle, die Verantwortung tragen, weil und nachdem sie ihnen übertragen wurde. Verantwortung ist unteilbar, aber immer übertragen auf Zeit. Und schließlich bedeutet Führung sichtbares Verhalten und klare Kommunikation. Mit diesem Dreiklang fasst der Rezensent den roten Faden des Buches zusammen: Vertrauen, Verantwortung und (entsprechendes) Verhalten. .Weiter
Plädoyer für eine resiliente deutsche Sicherheitspolitik
Rezension von Peter E. Uhde
Die intensive Beschäftigung mit Sicherheitspolitik gehört nicht gerade zu den Lieblingsbeschäftigungen der politischen Eliten Deutschlands, geschweige denn der Allgemeinheit der Bundesbürger. Momentan ist der Rückblick auf das militärische Ende des Ersten Weltkrieges und dessen politischen Folgen für das zwanzigste Jahrhundert häufig in den Medien zu finden, aber das wird sich schnell legen. Unabhängig vom Blick in die Historie wird die Gegenwart durch den Ruf nach einer „Europaarmee“ oder „Europa muss mehr für seine eigene Sicherheit tun“ konfrontiert. In diese Gemengelage hinein ist auf die Neuerscheinung des Sachbuches mit dem Titel „Sicherheitspolitik verstehen. Handlungsfelder, Kontroversen und Lösungsansätze“ aufmerksam zu machen. Die beiden Autoren sind anerkannte Fachleute auf dem Gebiet der Sicherheitspolitik. Varwick ist Politikwissenschaftler, Lehrstuhlinhaber Internationale Beziehungen und europäische Politik an der Universität Halle-Wittenberg und Lahl ehemaliger Generalleutnant der Bundeswehr, war nach Dienstzeitende von März 2008 bis September 2011 noch Präsident der Bundesakademie für Sicherheitspolitik, der höchsten ressortübergreifenden Bildungsinstitution Deutschlands. Beide engagieren sich als Vizepräsidenten in der Gesellschaft für Sicherheitspolitik e.V. (GSP). Weiter ...
Geisel der Moderne: Selbstmord-Attentate - eine Analyse
Rezension von Heinz Neubauer
Wenn es in den westlichen Demokratien ein eher verstörendes Phänomen gibt, dann sind es die vielen Nachrichten über Selbstmord-Attentate und ihre Folgen. Wie kommen Menschen zu einem derartigen Verhalten, welches ohne Vorbereitung im Vorfeld weder vorstellbar noch durchführbar erscheint? Der Politikwissenschaftler R. Niklaus widmet sich eben diesen Fragen mit wissenschaftlicher Herangehensweise und rigoroser Klarheit. Um es vorwegzunehmen: dieses Buch eignet sich nicht als Lektüre auf einer Bahnfahrt oder vor dem Zubettgehen. Terrorismusforschung ist aber die Voraussetzung von gezieltem Handeln - eines einzelnen Bürgers und aller Sicherheitsinstitutionen - im Sinne des Vorbereitetseins, wenn es irgend geht auch der Prävention.
Nach einer methodologischen Einführung beschreibt der Autor nach einem von ihm entwickelten Raster zehn Kampagnen, also Serien von Selbstmord-Attentaten, von den japanischen Kamikaze-Piloten im zweiten Weltkrieg über die tamilischen Black Tigers bis zu den vielfältigen jihadistischen Formen, die die Welt seit den 1990er Jahren beschäftigen. Hierzu verwendet er ausschließlich offene Quellen und Veröffentlichungen, teilweise "Original-Fragmente" aus den propagandistisch vorbereiteten Texten (und Videos), die sich in verschiedener Weise Mehr ...
Fakten-Reichtum im Handwörterbuch Internationale Politik
Rezension von Peter E. Uhde
Wenn in einem Handbuch von 54 Autoren 62 Fachbeiträge zusammen gefasst sind, kann der Nutzer einiges erwarten. Fangen wir beim Umfang an. Das Inhaltsverzeichnis, das Vorwort und die Einführung umfassen 20 Seiten. Von den Stichwörtern bis zum abschließenden Personenregister folgen 584 Seiten. 26 Tabellen und 22 Abbildungen ergänzen die Stichwörter.
Seit der ersten Ausgabe, die 1977 in Herausgeberschaft von Richard Wolke, heute emeritierter Professor der Politikwissenschaft erschien, hat sich die weltpolitische Realität stark verändert. In den darauf folgenden Ausgaben wurden die Stichwörter angepasst und mit der aktuellen Ausgabe nun auf den neusten Stand gebracht. Neben Wichard Woyke ist Johannes Varwick, Politikwissenschaftler an der Universität Halle-Wittenberg, Herausgeber.
Alle Autoren, mit einer Kurzvita im Anhang aufgeführt, sind hauptsächlich Politikwissenschaftler, kommen aber auch aus anderen wissenschaftlichen Disziplinen, die an Universitäten, Instituten, Akademien, bei Stiftungen, oder Think Tanks lehren, forschen oder arbeiten. Auffallend ist der Anteil von 16 Frauen als Verfasser der Fachthemen. Mehr ...
China und Indien im regionalen und globalen Umfeld
„Indien wächst stärker als China“ ist eine Meldung in einer überregionalen Tageszeitung von Anfang des Monats Juni überschrieben. Die drittgrößte Volkswirtschaft Asiens hat im I. Quartal 7,7 Prozent zugelegt, China nur 6,8 Prozent. Grund genug, sich einmal mit dem gerade erschienenen Buch der Herausgeber Michael Staack und David Groten zu befassen. Beide lehren an der Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr, Hamburg. Neben den beiden genannten, die auch Autoren sind, gibt es weitere fünf in dem knapp 200 seitigen Sammelband, die sich mit den beiden größten asiatischen Staaten befassen. Die Sozialistische Volksrepublik China hat etwa eine Größe von 9.597.995 qkm und eine Bevölkerung von ca. 1.382 Milliarden. In der Hauptstadt Peking leben ca. 21,7 Millionen Menschen. Staatspräsident auf Lebenszeit ist seit 17. März 2018 Xi Jinping. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) hat 2017 pro Kopf ca. 8.123 US-Dollar betragen. Die parlamentarische Demokratie Indien ist flächenmäßig mit 3.287.000 qkm bedeutend kleiner. Auf dem Territorium leben ca. 1.31 Milliarden, in der Hauptstadt New Delhi ca. 16,3 Millionen, Menschen. Präsident ist seit dem 25. Juli 2017 Ram Nath Kovind. Bemerkenswert ist der Unterschied im BIP, das nur ca. 1.852 US-Dollar beträgt. Mehr ...
Wehrrechtliche Perspektiven auf dem Weg zur „Europa-Armee“
Rezension von Peter E. Uhde
Der Sammelband „Multinationalität und Integration im militärischen Bereich“ beginnt in seinem ersten Kapitel mit einem Scheitern. Es ist das Scheitern einer Idee, die in den 50er Jahren ihren Ursprung hatte und dann am 30. August 1954 zu Grabe getragen wurde. Nach heftigen Debatten in der französischen Nationalversammlung setzte diese die Abstimmung über die Europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG) von der Tagesordnung ab. Das kam einer Ablehnung gleich und die Planungsarbeit von gut zwei Jahren war obsolet geworden. Was war mit der EVG geplant, warum und wodran war sie gescheitert sie und wie sieht es heute mit einem möglichen Wiederaufleben einer Europäischen Sicherheits- und Verteidigungsgemeinschaft aus? Florian Seiller befasst sich mit dem historischen Vergleich und fragt ob die EVG von damals als ein Modell für multinationale Streitkräftestrukturen in der heutigen Zeit herhalten könnte. Da alle Beiträge des Sammelbandes auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Wehrrecht und Humanitäres Völkerrecht Themen waren, ist somit der juristische Schwerpunkt in ihren Inhalten vorgegeben.
Bei Seiller trifft das aber noch nicht zu, er ist Doktor der Philosophie und schaut in seinem Beitrag zurück auf die Idee der gemeinsamen europäischen Streitmacht , für die verschiedene Begriffe wie „europäische Streitkräfte“ Mehr ...
Rivalität im Pazifik – Machtkampf zwischen China und den USA
Rezension von Heinz Neubauer
Aktuell mögen zwar Nachrichten aus und über die beiden koreanischen Staaten in den täglichen Nachrichten benannt werden, die geostrategische Auseinandersetzung findet jedoch zwischen der weiter aufstrebenden (neuen) Supermacht Volksrepublik China und den seit dem späten 19.Jahrhundert immer globaler agierenden Supermacht USA statt. Die jüngsten Entscheidungen (Wiederwahlmöglichkeit des chinesischen Staats- und Parteichefs Xi, die Wahl Trumps zum U.S.-amerikanischen Präsidenten sowie die Wiederwahl des russischen Präsidenten Putin) spannen ein stabil aussehendes, aber aus vielen Gründen verwundbares Vieleck auf, auch weil die weiteren UN-Vetomächte Großbritannien („Brexit“) und Frankreich (Zukunft der eigenen Wirtschaft und der EU) mit sich beschäftigt sind.
Selbst wenn man sich an das nach außen als harmonisch beschriebene Treffen von US-Präsident Trump mit dem chinesischen Präsidenten Xi im November vergangenen Jahres erinnert, spüren die asiatischen Nachbarn Chinas und die ganze Welt die unterschiedlichsten Anzeichen der Rivalität. Das reicht von ‚hard power‘ wie Flottenrüstung bis zu mehr unterschwelliger ‚soft power‘ wie Rechts- und Interpretationsfragen- Die Supermacht USA, zugleich führender Vertreter einer liberalen Ordnung, Mehr ...