Militärwissenschaft – eine Modellbildung

Plädoyer für eine Militärwissenschaft Rezension von Friedrich K. Jeschonnek

Es wird das Modell einer eigenständigen Militärwissenschaft als staatliche Institution beschrieben. Dabei wird davon ausgegangen, dass Militärwissenschaft eigentlich seit der Antike in unterschiedlichen Ausprägungen bereits besteht und keines Nachweises einer Berechtigung bedarf. Zielsetzung der Studie liegt deshalb in der Ableitung einer institutionellen bzw. institutionalisierten Militärwissenschaft für ein gesichertes langfristiges Überleben eines Staates und seiner Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund wird ein heutiger und zukünftiger Nutzen einer Militärwissenschaft umfänglich und aus unterschiedlichsten Perspektiven begründet. Der sich daraus ergebende „kernbasierte“ und institutionelle Charakter und der Notwendigkeit werden ausführlich erklärt.

Wie diese Militärwissenschaft eigenständig in das System der Wissenschaften integriert werden muss, wird als akademische Voraussetzung postuliert. Militärwissenschaftliche Fragestellungen, anderen Wissenschaften wie der Politikwissenschaft, aber auch anderen – wie es in einigen Staaten und Gesellschaften üblich ist - zuzuteilen, wird nicht zuletzt aufgrund der gravierenden hybriden Herausforderungen von Staat und Gesellschaft entschieden entgegengetreten. Stattdessen wird aufgezeigt, wie eine kernfachbasierte Militärwissenschaft gesteuert und disziplinär sowie organisatorisch zur Strategie- und Einsatzführungsforschung befähigt sein kann.

Die Arbeit ist das Ergebnis eines langjährigen Forschungsprojektes „Militärwissenschaft – eine Modellbildung“ der Abteilung Wissenschaft Forschung und Entwicklung (WFE) des österreichischen Bundesministeriums für Landesverteidigung unter der Projektnummer 356 / Forschungsthemenfeld 4 (FTF 4), das dem Brigadier Wolfgang Peischl, Leiter der renommierten Österreichischen Militärischen Zeitschrift (ÖMZ) und damaligen Präsidenten der Europäischen Militärischen Presse Vereinigung (EMPA), übertragen wurde. So ziehen sich Erkenntnisse zahlreicher Untersuchungen, Teilstudien, Tagungen und Workshops im Rahmen der Österreichischen Militärakademie in Wien im Zeitraum von 2016 bis 2020 wie ein roter Faden durch die Studie. Sie ist damit zugleich als ein Abschlussbericht zu verstehen, der in der Empfehlung an die österreichische Regierung gipfelt, die Realisierung des Modells zu prüfen und darüber abschließend zu entscheiden.

Da in der Bundesrepublik Strategie- und Einsatzführungsforschung organisiert sind, könnte diese Arbeit wie die dazugehörenden zahlreichen weiteren Tagungs- und Sammelbände, die allesamt im Verlag Miles erschienen sind, für deutsche Leser im Politikbereich, in der Bundeswehr und in der zivilen Wissenschaft von Bedeutung sein. Dem Werk ist daher eine große Verbreitung über den Kreis der Beteiligten hinaus, zu wünschen.

Wolfgang Peischl, Militärwissenschaft – eine Modellbildung, Nutzen, alleinstellende Leistung, Funktionsprinzipien und Struktur einer kernfachbasiserten Militärwissenschaft, Miles-Verlag, Berlin 2023, ISBN: 978–3–96776–058–3; 336 Seiten, einige Skizzen /Tabellen im Text, Anmerkungen zu Quellen/Literatur, Euro 34,80.

 

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