Feldherren, Temperamente, Taten, Triumphe

Generalisten für Operative Planung und Führung - Erfolge und Rückschläge aber auch Niederlagen Rezension von Peter E. Uhde

Die Portraits militärischer Führer beginnen mit dem phönizischen Feldherrn Hannibal Barkas und enden beim US-amerikanischen General Norman Schwarzkopf. Militärisch könnte man sagen, Barkas bildet die Vor- und Schwarzkopf die Nachhut. In der Marschkolonne finden wir weitere Soldaten, die Peter Forster in seinem Buch: Feldherren – Temperamente, Taten, Triumphe - aufgenommen hat. Es sind die Biografien von Gaius Julius Caesar, Bonaparte Napoleon, Joseph Joffre, Henri Guisan, Chester W. Nimitz, Erwin Rommel, Bernard Montgomery, Josip Broz Tito, George S. Patton, Georgi Konstantinowitsch Schukow und Arik Sharon.  Dieser scheint es ihm besonders angetan zu haben. Er der Einzige, der mit Vornamen im Inhaltsverzeichnis aufgeführt ist. Eingerahmt sind die Protagonisten „die – jeder auf seine Art – am grossen Rad der Geschichte drehten“ zwischen Prolog und Epilog. Das Buch beschreibt nicht nur den jeweiligen Soldaten in seiner Führungsfunktion, sondern ordnet ihn in den historischen Kontext der jeweiligen politischen Epoche ein, in der er seinem Vaterland gedient hatte. Hierzu ein Zitat von Carl von Clausewitz: „Der Krieg ist nichts als eine Fortsetzung des politischen Verkehrs mit Einmischung anderer Mittel“, das Forster aufnimmt. 

Der völkerrechtwidrige Angriff Russlands auf die Ukraine (24. Februar 2022) und der Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel (7. Oktober 2023) haben das Militär verstärkt in den Brennpunkt öffentlichen Interesses gerückt. Frieden ist kein Dauerzustand, er ist seit der Menschheitsgeschichte transitorisch, d.h. vorübergehend. „Frieden war nie ein Naturgesetz“, so kurz und knapp der Autor. Damit sind wir bei einer durchgehenden Eigenschaft des Buches. Peter Forster, Publizist und Oberst in der Schweiz Milizarmee, formuliert seine Texte klar und deutlich. „Der Zerfall alles Soldatischen beginnt mit dem Wortschatz: Weisswäscher haben wir auch in Bern, Berlin und Wien genug. Propaganda ist Propaganda.“ Alle Porträtierten waren Generalisten, so dass nicht nur Militärs, sondern auch Interessenten der Politikgeschichte angesprochen sind. Der Untertitel Temperamente, Taten und Triumphe sagt aus, was der Leser erwarten kann. Aber nicht nur über Siege, sondern auch über Niederlagen wird er informiert. Um nur eine herauszugreifen, die des „Wüstenfuchs“ Erwin Rommel. Auf dem afrikanischen Kriegsschauplatz entschied das Duell der Panzergenerale der Brite Bernard Montgomery zu Gunsten der Alliierten. Der erzwungene Freitod beendete am 14. Oktober 1944 das Leben des Generalfeldmarschalls.  Der dritte Panzergeneral der im Buch gewürdigt wird, ist der Amerikaner George S. Patton. Unter seiner Führung gelang den Alliierten der Durchbruch durch die Ardennen, damit war der Weg der Alliierten nach Westen geöffnet. Pattons Wunsch, „in den Stiefeln zu sterben“ erfüllte sich nicht. Bei einem Autounfall brach er sich einen Halswirbel und starb kurz vor Weihnachten 1945 in Heidelberg.

Bei der Betrachtung der Porträtierten kommt Forster immer wieder darauf zurück, wie diese mit den operativen Voraussetzungen: Mittel, Raum, Zeit und Kräfte umgingen. Ihr weitsichtiges und weiträumiges Denken bei Entschlüssen war eine Tugend, die sie beherrschten. Wie dabei aber auch der Bogen überspannt werden kann, ist am Beispiel von Gaius Julius Caesar zu sehen. Als er nach der Krone greift, überlebt er es nicht. An den Iden des März, dem 15. des Monats im Jahr 44 vor Chr. wurde er in Rom durch 23 Messerstiche ermordet. Als Feldherr zählt er zu den Großen der Antike.

Wenden wir uns Europa zu. Der Blick fällt sofort auf Napoleon Bonaparte. Als Kaiser Napoleon I. zog er am 24. Juni 1812 mit 600.000 Soldaten siegessicher nach Russland. Damit begann der Untergang der Grande Armée. Napoleon fand seinen Meister im russischen General Michail Kutusow. In der Schlacht bei Borodino, eine der blutigsten des 19. Jahrhunderts und den Nachgefechten, wurde die kaiserlich-französische Armee letztlich aufgerieben. Ihr blieb nur der Rückzug, etwa 20.000 Mann schleppten sich über die Grenze. Napoleons Stern ging unter, das Ende ist bekannt. Die Franzosen halten ihn aber immer noch für einen der Größten ihrer Geschichte. Der zweite Franzose im Buch ist Joseph Joffre, dem die Franzosen das „Wunder an der Marne“ verdanken. Mit der deutschen Niederlage Mitte September 1914 endete der Bewegungskrieg. Bis zur Kapitulation des Kaiserreichs am 11. November 1918 „ging es – ­vier Jahre – nur noch um Leben und Sterben im Dreck der Unterstände, Gräben und Stacheldrahtverhaue.“

Im Sommer 1939 wurde von der Bundesversammlung der Schweiz Henri Guisan zum General der Schweiz gewählt. Er erhielt damit einen Dienstgrad, den die Schweiz im Frieden nicht kennt. „Er war ein Glücksfall für die Schweiz“, beschreibt ihn sein Landsmann Forster. Er brauchte keinen Einsatzbefehl geben, die neutrale Schweiz wurde nicht angegriffen.

Nach seinem Landsmann porträtiert der Autor den US-Marineoffizier Chester W. Nimitz und wechselt in den Pazifik. Am 7./8. Dezember 1941 hatte Japan mit seinen Flugzeugen die amerikanische Navy im Stützpunkt Pearl Harbor schwer getroffen. Am Tag nach dem Angriff hatten die Vereinigten Staaten dem Kaiserreich Japan den Krieg erklärt und waren danach in den Zweiten Weltkrieg eingetreten. Vom 4. bis 7. September 1942 fand die Seeschlacht bei den Midwayinseln statt. Die japanische Flotte unter Admiral Yamamoto Isoroku wurde geschlagen. Die verlustreichen Kämpfe auf beiden Seiten um die Inseln im Pazifik, zogen sich hin. Erst nach dem Einsatz der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki kapitulierte das Kaiserreich.  Die Kapitulation fand auf dem Schlachtschiff USS Missouri am 2. September 1945 statt. Für die USA unterzeichneten die Urkunden General Douglas MacArthur und Flottenadmiral Chester W. Nimitz, der Sieger der Seeschlacht.

Die Erfolge der Alliierten im Westen beunruhigten den Generalissimus Josef Stalin. Seine Truppen sollen Berlin als erste erreichen und die Sowjetfahne auf dem Reichstag hissen. Umsetzen muss das Marschall Georgi Schukow. Die Wehrmacht mobilisiert alle Reserven, Volkssturm und Hitlerjungen.  Die Schlacht um die Seelower Höhen, östlich von Berlin, ist das letzte vergebliche Aufbäumen. Am 2. Mai hissen Schukows Rotarmisten die Flagge der Sowjetunion auf dem Reichstagsgebäude. Am 24. Juni 1945 durfte der Marschall er auf einem Araber Schimmel die Siegesparade auf dem Roten Platz in Moskau abnehmen, als Kavallerist konnte er reiten. Eigentlich wollte Stalin auf dem Pferd sitzen, war aber bei den Proben abgeworfen worden.

Die letzten beiden Portraits gelten Ariel Sharon und Norman Schwarzkopf. Dass der Autor beide persönlich gekannt hatte, merkt man seinen Ausführungen an. Als begnadete Truppenführer ragen sie aus der neuesten Geschichte heraus. Der „Soldatenkönig von Israel“ ging später in die Politik und wurde Premierminister.

Ein anderer, der auch nach seiner militärischen Karriere Politiker wurde, ist der Kroate Josip Broz, „nom de guerre“ Tito. Dass er fast 88 Jahre wurde, ist bei seinem Lebenslauf fast ein Wunder. Von Mitte 1941 führte er den Partisanenkampf gegen die deutschen Besatzer im ehemaligen Jugoslawien. Trotz aller Versuche gelang es nie, ihn gefangen zu nehmen. Immer wieder entwischte er, wenn auch in letzter Minute. Nach Kriegsende brach er mit Stalin und ging einen eigenen Weg. Den jugoslawischen Vielvölkerstaat, hielt er bis zu seinem Tod am 4. Mai 1980 zusammen. Forster schließt das Portrait mit den Worten: „Wenn Schillers Rat für einen Feldherrn gilt, dann für Josip Broz, genannt Tito: „Und setzet ihr nicht das Leben ein, nie wird euch das Leben gewonnen sein.“

Mit einem Literaturverzeichnis endet das Buch. Da es als Band 1 erschienen ist, kann man auf den nächsten gespannt sein.  

Dr. Peter Forster: Feldherren, Temperamente, Taten, Triumphe; Verlag Swiss Edition GmbH, 2023, 216 S., Fotos und Karten, Kartonierter Einband, ISBN: 978-3-9525806-0-8, 28,80 CHF

 

 

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